Bericht Trierischer Volksfreund vom 3.Mai 2016
Als Gästeführer einsame Spitze: Berufsverband verleiht EU-Zertifikate bei Festakt im Prümer Haus des Gastes
(Prüm) Vor mehr als zehn Jahren stellte die Volkshochschule Prüm die Ausbildung von Gästeführern auf ein neues Niveau. Mittlerweile wurden zehn Absolventen aus der Region sogar mit einem EU-Zertifikat ausgezeichnet.
Prüm. Ein Blick über die Schulter, das Schmuggelgut gepackt und schon flitzen "Anna Grenze" und "Wilma Rüber" durchs Dickicht zwischen Deutschland und Belgien. Im Gepäck: Kaffee, Wurst und Eier - alles illegal, erwischt zu werden wäre fatal. Lange her sind die Zeiten, in denen diese Szene Alltag im Grenzland war. "Dank der Europäischen Union ist das alles sehr weit weg von uns, aber als Anna Grenze und Wilma Rüber machen die Gästeführerinnen Sabine Petri und Dorita Molter-Frensch sie wieder erlebbar", sagt Claudia Kuhnen vom Bundesverband der Gästeführer Deutschland (BVGD). Sie hat die beiden alten Häsinnen - ihre Schmugglertour bieten sie bereits im sechsten Jahr an - nun im Haus des Gastes mit dem BVGD-Zertifikat ausgezeichnet.
"Worauf wir echt stolz sind. Das Zertifikat entspricht der europäischen Ausbildungsnorm DIN-EN 15565 und gilt als Nachweis der Berufsqualifikation in Europa", sagt Ausbilder Achim Herf. Seit knapp elf Jahren leitet er mit Marita Mosebach-Amrhein die Ausbildung von Eifel-Gästeführern.
Vorreiter in Sachen Ausbildung
"Der damalige Chef der VHS, Ludwig Dores, hatte kurz vor Einführung des Programms an einer Führung teilgenommen und war ziemlich unzufrieden", erinnert sich Herf. Dores sei auf ihn zugekommen und habe gesagt: "Das können wir doch deutlich besser", und er hatte wohl Recht.
In kürzester Zeit wurde das Ausbildungsprogramm entwickelt, die Industrie- und Handelskammer als Prüfinstitut an Bord geholt und die ersten Teilnehmer zu "Geprüften Gästeführern" geschult. "So erfolgreich, dass wir nicht nur viele Nachahmer fanden, sondern wir auch bisher etwa sieben Mal mit je 15 Leuten den Kurs anbieten konnten. Der nächste Kurs startet im Herbst in Daun", sagt Herf.
Vor drei Jahren stieg schließlich das Land Rheinland-Pfalz mit ein (der TV berichtete) und bietet seitdem Prüfungen zum "Zertifizierten Natur- und Landschaftsführer" an (ZNL). "Die Königsdisziplin haben nun auch unsere letzten drei Prüflinge geschafft - die EU-Zertifizierung. Leider konnte der dritte, Andreas Kube, nicht am Festakt teilnehmen", sagt Herf. Damit sei die Eifel nicht nur von Anfang an Vorreiter der Ausbildung gewesen, sondern auch die Spitzenregion mit EU-zertifizierten Gästeführern. "Nirgends gibt es mehr - selbst in Mainz nicht", sagt Herf. Kuhnen ergänzt: "Für die Statistik: In Trier ist aktuell nur einer unterwegs."
Reportage: Naturpark Südeifel Ranger
Trierischer Volksfreund 18.9.2015